Führen in Krisen

18.01.2021

Welchen Beitrag Führung in Krisen leisten kann

Organisationen geraten in gesellschaftlichen und/oder wirtschaftlichen Krisen auch psychologisch enorm unter Druck:

  •  Da einige Aufgaben in Krisen aufwändiger werden, zeigen Sie Verständnis für verschiedene Lernwege und machen Sie gelungene Beispiele des Umgangs mit Informationsflut, Verunsicherung, technischen Problemen, neuen Lösungswegen, digitalen Abstimmungen zum Thema
  • Krisen rufen geradezu nach Führung, es braucht erst recht klare Entscheidungen von Führungskräften
  • Ohne Krisen stellen wir unsere Denk-, Handlungs- und Entscheidungsmuster selten in Frage – spätestens jetzt tun wir gemeinsam (hoffentlich) genau das, führen Sie also Gespräche auch außerhalb Ihrer vertrauten „Wissens, Deutungs- und Schlussfolgerungs-Gemeinschaft“
  • Üben Sie sich darin, Mehrdeutigkeiten auszuhalten, diese Fähigkeit braucht es zukünftig ohnehin stärker, allerdings stoßen uns Krisen mit aller Macht darauf (Beau Lotto: „Das Gehirn hasst Ungewissheit wie die Pest!“), das Üben mit Ungewissem führt zu Sicherheit
  • Hifreich sind Stärken, die uns bei der Bewältigung von Stress helfen: Konzentrieren Sie sich auf das, worauf Sie Einfluss nehmen können und bleiben Sie damit handlungsfähig, damit vermitteln Sie gleichzeitig Struktur und Zuversicht
  • Strukturieren Sie wichtige Abläufe und schaffen Sie Klarheit, am besten gemeinsam (das Konfliktpotenzial steigt bei Unsicherheit/Angst stark an)
  • Ermöglichen Sie Pausen im digitalen Dauerfeuer ihrer Mitarbeitenden
  • Bleiben Sie im Austausch mit Mitarbeitern durch (zunehmend digitale) Präsenz und Sichtbarkeit
  • Finden Sie eine Balance zwischen sachlichen und menschlichen Belangen (Was bewegt Mitarbeitende?) und geben Sie nicht zu früh Ratschläge
  • Achten Sie darauf, in welchem Modus Sie persönlich Krisen „überstehen“, das färbt schnell auf andere ab – positiv wie negativ, Sie müssen nicht perfekt sein, doch möglichst nachvollziehbar und nicht verunsichernd

 

13.04.2020

Das CORONA-Virus:

  • erdet unsere Macken, die Eitelkeit und überzogene, hoch detaillierte Ansprüche (es stellt den „EGO-Wahn“ zumindest auf eine harte Probe)
  • zwingt viele von uns zur Ruhe – und Stillhalten bzw. innere Einkehr ist nicht so ganz unser gesellschaftliches Credo (Lautes, Schrilles und Schnelles lenkt uns momentan weniger ab)
  • nimmt uns Macht und führt uns Ohn-Macht sehr deutlich vor Augen
  • zeigt, dass Nähe keine Frage der Distanz ist
  • verordnet der Generation Z erstmalig gravierende Einschnitte im Freiheitserleben
  • lässt uns demütig werden gegenüber dem Leben, seiner Verwundbarkeit, Unsicherheit, Endlichkeit und führt uns dadurch zu wesentlichen persönlichen wie gemeinschaftlichen Werten
  • bringt uns dazu, Dinge auch zu nutzen, die wir bisher vielleicht „nur“ gekauft haben (oder unser Kaufverhalten zukünftig zu überprüfen)
  • weist im Zusammenleben auf Schwierigkeiten hin, die ohnehin schon da waren, doch nun deutlicher zutage treten
  • die Kehrseite: weist im Zusammenleben auf Tragfähigkeit hin, die ohnehin schon da war, nur noch deutlicher zutage tritt
  • wird sehr wahrscheinlich die Sinn-Industrie zukünftig befeuern
  • zeigt gut, dass wir im weltweiten Vergleich in Deutschland sehr gut aufgehoben sind und politische Entscheidungen hierzulande unter Einbeziehung von Wissenschaft und Weitblick getroffen werden
  • macht uns die Gleichzeitigkeit von Enttäuschung und Hilflosigkeit auf der einen Seite sowie Hoffnung und Optimismus auf der anderen Seite klar – und beides darf sein, es schließt sich eben nicht aus, sondern bedingt sich wechselseitig
  • lässt manche von uns sich einfach mehr bewegen im sportlichen Sinne

20.03.2020

CORONA – was nun?

Gesellschaftlich wie persönlich erleiden wir gerade einen kollektiven „Kontrollverlust“. Unsere Selbstverständlichkeiten fliegen uns um die Ohren und wir finden uns fast stündlich in einer neuen, noch stärker herausfordernden Lebens-Situation wieder.

In kurzer Zeit lernen wir neues Verhalten (Abstand halten, nicht direkt ansprechen, Ruhe bewahren, nicht so viele Hamster kaufen ????) und die gegenwärtige Bedrohung erscheint uns nicht real, nicht greifbar. Unser Gehirn kann lineare Entwicklungen gut verarbeiten, exponezielle deutlich weniger. Viele hocken nun auf engem Raum in verordneter Nähe/ Distanz aufeinander oder besser miteinander, das birgt Konfliktpotenzial, mindestens ungewohnte Situationen. Unausgesprochene Dinge oder manche Genervtheit kann nun aufbrechen – das kennen manche auch von Feiertagen.

Distanz und Nähe verlieren überhaupt ihre gewohnten Bezugsmaße/ Bezugspunkte. Aktionismus kann sich entwickeln aufgrund der FASSUNGslosigkeit (wir können es schlecht fassen, obwohl das“anfassen“ in engeren Sinne genau das Problem ist). Einige Möglichkeiten, die auch für die Zusammenarbeit in Teams bzw. im Umgang mit Stress hilfreich sind, gelten auch in der Corona-Krise (die Begrifflichkeit ist aus meiner Sicht zu mild und sollte besser heißen: „tödliche Virus-Infektion“ – vielleicht hätten wir dann weniger lebensgefährliche „Corona-Partys). Es ist nämlich auch eine Zeit, in der sich manche Egoismen und Ich-Bezogenheiten auflösen müssen und auflösen werden. Schließlich hat nicht nur die Generation Z in permanenter Wohlstands-Prägung so etwas noch nie erlebt.

Gedanken zum Zusammenleben zu Hause:

  • Teilen Sie in der Familie Erwartungen mit, niemand kann hellsehen.
  • Finden Sie eine recht klare Tagesstruktur, diese ist nicht selbstverständlich und muss wechselseitig erarbeitet, gelegentlich auch erstritten werden.
  • Tun Sie Dinge gemeinsam (Essen kochen, aufräumen), tun Sie gemeinsame Dinge (spielen), verbringen Sie bewusst wertvolle Zeit miteinander UND sorgen Sie in gleicher Weise für Zeiten, in denen Sie sich etwas aus dem Weg gehen, d.h. zurückziehen können (das ist kein Widerspruch, es ist kein „entweder oder“, sondern ein „sowohl als auch“)
  • Geht es Ihnen nicht gut, dann helfen Sie anderen Menschen (das wissen wir aus der Depressionsforschung). Knüpfen Sie Hilfs-Netzwerke, möglichst mit Abstand.
  • Hat jemand in der Familie gerade einen harten Job, ist er dringend zu schützen – in jeder Beziehung! Ist das nicht der Fall, dann denken Sie bitte an und reden Sie über die enorme Belastung, denen diese Menschen gerade langfristig ausgesetzt sind. Das relativiert!
  • Rituale helfen, Ordnung in unklaren Situationen zu schaffen.
  • Geben Sie nicht anderen Familienmitgliedern permanente Aufträge „Jetzt hast du doch endlich mal Zeit,den Schrank zu reparieren/ den Keller aufzuräumen!“
  • Resprektieren Sie unterschiedliche Arten anderer, mit dieser Situation klarzukommen. Reden Sie nicht so viel, lassen Sie reden.

Gedanken für uns selbst

  • Akzeptieren Sie, was ist („hätte, könnte, würde, müsste“ führt schnell zu Endlosschleifen sowohl im Gehirn als auch in der Kommunikation).
  • Geben Sie sich selbst die Erlaubnis, auf diese kritische Lebenssituation zunächst mit Angst, Unverständnis, erster Ratlosigkeit zu reagieren – das darf sein und ist kein Zeichen von Schwäche. Negative Gefühle an sich sind kein Problem, die Schwierigkeit besteht leider zu oft darin, die abzulehnen und genau damit halten wir sie unbewusst fest.
  • Suchen Sie gezielt und zeitlich eingeschränkt nach Informationen zur Bedrohungslage und lassen Sie weder Radio noch Fernsehen ganztägig in „Dauerschleife“ laufen
  • Bewegen Sie sich ausreichend, finden Sie machbare sportliche Aktivitäten, das baut Stress ab und führt zu einer besseren Stimmungslage.
  • Arbeiten Sie in überschaubaren zeitlichen Abschnitten an etwas Wichtigem, Bedeutsamen, denn dieser Teil könnte nun durch die fehlende Arbeit in unserem Job nicht mehr oder nur sehr unzureichend „besetzt“ sein.
  • Leben Sie allein, dann suchen und halten Sie gezielt Kontakt zu anderen über das Telefon oder soziale Medien (Vorsicht: Emotionen, Meinungen können sich in manchen Formen unangemessen hochschaukeln) oder schreiben Sie auf, was Sie bewegt mit dem Ziel, in 3 – 5 Jahren in diesen Aufzeichnungen gespannt zu lesen.
  • Finden Sie Zeiten der inneren Ruhe. Gelingt das nicht, dann üben Sie sich im Erlernen innerer Ruhe. Lenken Sie sich nicht vorschnell ab und nehmen Sie in Kauf, dass es nicht sofort gelingt bzw. erst einmal innerlich „laut“ wird.